Der Verbund CHIMPS-NET
Neue Versorgungsformen und optimierte Zugangsbedingungen
Kinder psychisch erkrankter Eltern haben ein mehrfach erhöhtes eigenes Erkrankungsrisiko. Etwa 50% der Kinder und Jugendlichen psychisch kranker Eltern sind unseren Studien zu Folge selbst auffällig oder im Grenzbereich zur Auffälligkeit. Diese Kinder und Jugendlichen sind bislang in aller Regel klinisch ungesehen, gelten noch immer als „vergessene Risikogruppe“. Eine familienorientierte Versorgung erscheint sinnvoll, um der transgenerationalen Weitergabe psychischer Erkrankungen zu begegnen.
Unser Versorgungssystem hat immer den einzelnen Menschen im Blick. Angehörige und Kinder kommen oft zu kurz. Die Situation der Familien ist komplex. Die psychosoziale Lebenssituation der Familien ist oft eine Herausforderung für die Familien. Manche Familien sind von Arbeitslosigkeit oder gar Armut bedroht. Auch die psychische Ausgangslage der einzelnen Familienmitglieder ist sehr komplex und heterogen: es gibt psychisch erkrankte und gesunde Elternteile, aber auch bisher nicht diagnostizierte Elternteile. Auch bei den Kindern ist die Ausgangslage vielfältig: es gibt gesunde, resiliente Kinder, die belastet, aber symptomatisch nicht auffällig sind. Manchmal funktionieren diese Kinder sogar sehr gut. Manche Kinder sind im Grenzbereich zur Auffälligkeit. Es gibt aber auch Kinder, die selbst durch psychische Symptome zeigen, dass es Ihnen nicht gut geht. Die Herausforderung einer Versorgung für diese Familien und das Ziel des Verbundes CHIMPS-NET besteht darin, dieser heterogenen Ausgangslage gerecht zu werden und individuell für jede Familie eine passgenaue Hilfe anzubieten.
Dafür werden vier neue Versorgungsformen – CHIMPS-P, CHIMPS-MFT und CHIMPS-T und die Online-Intervention iCHIMPS – für Kinder und Jugendliche psychisch kranker Eltern umgesetzt und wissenschaftlich überprüft. Bei nachgewiesenem Erfolg im Rahmen der Studie, können durch eine Umsetzung der neuen Versorgungsformen in die Regelversorgung zukünftig Lücken in der Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit psychisch erkrankten Eltern geschlossen werden.
Die Verbundpartner sind im Verbund CHIMPS-NET zusammengeschlossen. Der Verbund möchte vier neue Versorgungsformen an 21 klinischen Standorten einführen und die Klinken sowohl untereinander (Erwachsenenpsychiatrie, Kinderpsychiatrie und Psychotherapie) als auch mit Institutionen der Jugendhilfe zu vernetzen.
Besonderer Wert wird dabei auf die Schnittstellenkommunikation in den bestehenden Versorgungsstrukturen gelegt sowie auf die Ermöglichung des Zugangs zu Angeboten, die auf die jeweilige Familie zugeschnitten sind. Der Verbund ist außerdem für die begleitende wissenschaftliche Evaluation der neuen Versorgungsformen verantwortlich. Sofern sich die neuen Versorgungsformen als wirksam erweisen, ist der Verbund außerdem für die Überführung in die Regelversorgung zuständig.
Die Face-to-face-Interventionen CHIMPS-P, CHIMPS-MFT und CHIMPS-T und die Online-Intervention iCHIMPS für Kinder und Jugendlichen psychisch kranker Eltern werden multizentrisch durchgeführt. Deutschlandweit können Familien sich an 21 Standorten für die Teilnahme an der Studie anmelden.
Zwei Partner der neuen Versorgungsformen (NVF)
Vier Partner der Öffentlichkeitsarbeit, der Jugendhilfe und der Gemeindepsychiatrie zur bundesweiten Vernetzung sowie der Bundespolitik:
Vier Partner einer systematischen Implementierung
Vier Partner der externen Evaluationen
Der Verbund CHIMPS-NET ist eingebettet in internationale Kooperationen. Jedes Teilprojekt wird in Kooperation mit internationalen Kooperationspartnern durchgeführt.
Erstes Treffen der nationalen und internationalen Projektpartner zum Kick-off vom 9.-11. September 2019. Austragungsort war das Elsa Brändström-Haus, malerisch in Hamburg-Blankenese oberhalb der Elbe gelegen. Zum ersten Mal trafen sich alle Konsortialpartner aus den 20 klinischen Zentren sowie Vertreter von Krankenkassen, Forschungseinrichtungen und der Öffentlichkeitsarbeit persönlich. Es gab Impulsreferate und Arbeitsgruppen, Entscheidungen wurden gefällt, Rahmenbedingungen festgezurrt und Arbeitspläne geschmiedet. Der Projektstart ist am 1. Januar 2020.
Konsortialführung
Prof. Dr. Silke Wiegand-Grefe
ProjektmitarbeiterInnen in der Konsortialführung
Dr. Bonnie Filter (wissenschaftliche Koordination)
Anna Leidger (klinische Koordination)
Zentrum für Psychosoziale Medizin
Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und -psychosomatik
Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf (UKE)
Projekttitel
Psychosoziale, familienorientierte Versorgung für Kinder und Jugendliche (3 bis 18 Jahre) mit psychisch kranken und suchtkranken Eltern – Children of mentally ill parents – network – CHIMPS-NET
Projektfinanzierung
Der Verbund CHIMPS-NET wird vom Innovationsfond des Gemeinsamen Bundesausschuss (GB-A) mit einer Fördersumme von 6,7 Mio Euro gefördert.
Förderzeitraum
Der Verbund CHIMPS-NET wird für 3 Jahre gefördert: 1.1.2020 bis 31.12.2022