Mit den Kindern in Verbindung bleiben
Das wichtigste vorab: Jede:r kann trotz einer psychischen Erkrankung ein gutes Elternteil sein. Wichtig dabei ist, mit seinen Kindern in Kontakt zu bleiben und mit vertrauten Personen über belastende Situationen zu sprechen.
Um mit Ihrem Kind in Verbindung zu bleiben braucht es keine großen Gesten oder besondere Unternehmungen – auch kleine Dinge, wie zusammen einen Film zu schauen oder sich kleine Nachrichten zu schreiben, stärken die Verbindung zwischen Ihnen und Ihrem Kind.
Im Folgenden finden Sie weitere Ideen, die helfen können mit Ihrem Kind in einer guten Beziehung zu bleiben:
- Wenn Sie es nicht schaffen mit Ihrem Kind zu spielen, setzen Sie sich zumindest ab und zu dazu und schauen Sie beim Spielen zu oder schauen zusammen fern. Reden Sie währenddessen mit Ihrem Kind darüber, was es gerade tut.
- Auch wenn Sie bei Unternehmungen nicht dabei waren, fragen Sie nach wie es war.
- Fragen Sie Ihre Kinder, was diese gerne mit Ihnen unternehmen würden und finden Sie eine Möglichkeit, etwas davon umzusetzen.
- Lesen Sie zusammen mit Ihrem Kind eine Geschichte.
- Schreiben Sie Ihrem Kind kleine Nachrichten, wenn sie nicht zusammen sein können.
- Versuchen Sie jeden Tag ein wenig Zeit mit Ihrem Kind zu verbringen.
- Falls Sie von Ihrer Familie getrennt sind, schreiben Sie regelmäßig Nachrichten, schicken Sie Postkarten oder Briefe oder telefonieren / skypen Sie so oft es geht.
- Wenn Sie Probleme mit der Beziehung zu Ihrem Kind haben, sprechen Sie darüber. Beispielsweise mit einer engen Bezugsperson von Ihnen oder im Rahmen einer Therapie mit einer Therapeut:in.
- Sprechen Sie mit Ihrer Familie über psychische Probleme! Dadurch kann Ihre Familie Sie und Ihr Verhalten besser verstehen. (siehe auch: Wie erkläre ich es meinen Kindern?)
Umgang mit Konflikten
Die meisten Menschen kennen das Phänomen: Wenn es einem nicht gut geht und man beispielsweise schnell gereizt ist, dann kann es rasch zu Konflikten im Umfeld und in der Familie kommen. Ungelöste Konflikte können Beziehungen in Allgemeinen und in der Familie ungünstig beeinflussen. Daher haben wir im Folgenden einige Punkte für Sie zusammengestellt, die dabei helfen können, Konflikte vorzubeugen oder besser mit ihnen umzugehen:
- Seien Sie sich bewusst über Ihre Symptome und wie diese Ihr Verhalten beeinflussen
- Reden Sie mit Ihrer Familie darüber, wie Dinge auf eine hilfreiche Art und Weise angesprochen werden können (z. B. Beginnen mit „Mir ist in letzter Zeit aufgefallen…“)
- Erklären Sie Ihrer Familie, wie sich Stress oder bestimmte Symptome auf Ihr Verhalten auswirken
- Ermutigen Sie jedes Familienmitglied sich in die Perspektive der anderen hineinzuversetzen und zu teilen, wie die Situation für sie ist, wenn es Ihnen nicht gut geht
- Beachten Sie, dass es zu Konflikten kommen kann, wenn es Ihnen nicht gut geht (oder wenn es zu Veränderungen innerhalb der Familie kommt) und haben Sie einen Plan, wie Sie damit umgehen können
- Stellen Sie sicher, dass Ihr Kind jemanden hat, mit dem es reden kann, wenn es belastet oder besorgt ist (z.B. andere Familienangehörige, Freund:innen, therapeutische Hilfe)
Tagesstruktur und Routine beibehalten
Eine klare Tagesstruktur und vertraute Rituale können Ihrem Kind Sicherheit geben, insbesondere wenn es Ihnen nicht gut geht oder es zu Veränderungen in der Familie kommt. Beispielsweise könnten Sie Ihr Kind jeden Abend ins Bett bringen und eine kurze Geschichte vorlesen. Wenn Sie das nicht allein schaffen, fragen Sie Ihren Partner oder Ihre Partnerin um Hilfe. Um eine Routine zu finden, ist es hilfreich darüber nachzudenken, wie die normale Tagesstruktur Ihres Kindes unter der Woche und am Wochenende aussieht. Was sind wichtige Aktivitäten? Welche Routinen gibt es schon, die beibehalten werden können? Wer kann Ihnen dabei helfen?
Aufstellen von Krisenplänen
Wenn es Ihnen sehr schlecht geht und Sie sich vielleicht sogar in stationäre Behandlung begeben müssen (also z.B. in ein psychiatrisches Krankenhaus), kann dies besonders schwer für die Kinder sein. Krisenpläne können in diesen Situationen sehr nützlich sein.
Für Eltern mit psychischen Erkrankungen ist es daher wichtig, schon in „guten“ Zeiten zu überlegen, was wie getan werden kann, wenn es ihnen wieder schlechter gehen sollte. Überlegen Sie sich daher, wie Sie mit nachfolgenden Situationen umgehen möchten:
- Was ist zu tun, wenn es mir wieder schlechter geht?
- Kann jemand anderes meine Aufgaben in dieser Zeit für mich übernehmen? Wenn ja, wer?
- An wen können sich meine Kinder wenden, wenn es mir nicht gut gehen oder ich mal nicht da sein sollte?
- Wer könnte sich um meine Kinder kümmern, wenn ich mal Zeit für mich brauche?
- Wie könnten für die Kinder wichtige Routinen erhalten bleiben, wenn ich nicht da bin?
Überlegen Sie auch, wie Sie den Kontakt zu Ihrem Kind halten können, wenn es Ihnen schlechter gehen sollte. Beziehen Sie dabei die ganze Familie mit ein und fragen Sie beispielsweise Ihre Kinder, wieviel Kontakt sie sich wünschen und wie das aussehen könnte (z. B. Telefonieren, Briefe schreiben, Videotelefonie, Besuche vor Ort). Das kann den Familienzusammenhalt in Krisensituation sogar stärken!
Es mag sein, dass Sie Hilfe von außen brauchen. Zögern Sie nicht diese in Anspruch zu nehmen. Erste Anlaufstellen für sich selber finden sie hier.
Wenn Sie sich Sorgen um ihr Kind machen, dann finden sie hier Unterstützung.
Verfasser:innen
Dr. Moritz Köhnen (M.Sc. Psych), Clara Bongartz (M.Sc. Psych.), Priv.-Doz. Dr. Jörg Dirmaier (Psychologischer Psychotherapeut)
Datum der Erstellung: 10.02.2022
Datum der letzten inhaltlichen Überarbeitung: 11.02.2022
Quellen
Textquellen
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COPMI. (n.d. -a). Keeping connected when you´re unwell (or in hospital). Retrieved from https://www.copmi.net.au/parents/helping-my-child-and-family/keeping-connected Stand: 03.09.21
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Insitut Kinderseele Schweiz. (n.d.). Kontakt anstelle von Rückzug. Retrieved from https://www.kinderseele.ch/eltern/meine-familie/kontakt-anstelle-von-ruckzug/ Stand: 03.09.21
Reupert, A., & Maybery, D. (2016). What do we know about families where parents have a mental illness? A systematic review. Child & Youth Services, 37(2), 98-111.
Insitut Kinderseele Schweiz. (n.d. ). Hilfe und Vorkehrungen bei Krisen. Retrieved from https://www.kinderseele.ch/eltern/meine-familie/vorkehrungen-bei-krisen/ Stand: 03.09.21